PETER COLER: 80 ½

Ausstellung des Kunstvereins Bayreuth in der Ausstellungshalle des Neuen Rathauses Bayreuth bis zum 25. Juni.

Peter Coler, der wohl bekannteste Künstler aus Bayreuth, ist im Dezember 2020 achtzig Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass war im Neuen Rathaus Bayreuth eine Ausstellung geplant, die wegen Corona aber abgesagt werden musste. 

Ein halbes Jahr später sind Ausstellungen wieder möglich, weshalb der Kunstverein seinem langjährigen Vorstandmitglied die Möglichkeit geboten hat, die Ausstellung nachzuholen. Ohne Vernissage, vielleicht aber mit einer Finissage, wenn sich die Pandemie-Zahlen weiterhin so günstig entwickelt wie im Moment.

Blick in die aktuelle Ausstellung im Neuen Rathaus.

Es ist keine Retrospektive im eigentlichen Sinne. So fehlen seine graphischen Arbeiten und auch Aquarelle sind nur wenige zu sehen. Es dominieren die Landschaften in Öl, ob jetzt in Oberfranken oder Schottland, seine beliebtesten Sujets. Viele der Arbeiten sind neueren Datums und waren bisher noch nicht zu sehen. Aber auch ältere Arbeiten, die bisher im umfangreichen Depot des Künstlers verborgen waren, werden hier erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert.

Nachdem im Kunstkabinett des Kunstvereins seit 9. Mai die Ausstellung von Cornelia Morsch zu sehen ist, so konnte jetzt innerhalb kurzer Zeit die zweite Ausstellung des Kunstvereins eröffnet werden. Wiederum ohne Vernissage, aber das sollte für den Kulturfreund nur ein geringer Wehmutstropfen sein. Als nächstes steht nun die Bayreuther Kunstausstellung auf dem Programm, die am 11. Juli eröffnet wird.

Die Ausstellung geht bis zum 25. Juni und ist während der Öffnungszeiten des Neuen Rathauses zu sehen.

CORNELIA MORSCH: „Den Aufbruch spüren“

105. Kabinettausstellung des Kunstvereins Bayreuth im Kunstkabinett des Kunstmuseums, Altes Barock-Rathaus, Maximilianstraße 33, 95444 Bayreuth

Nach über sechs Monaten Zwangspause eröffnet das Kulturzentrum „Altes Rathaus“ wieder seine Pforten und damit ist auch das Kunstkabinett des Kunstverein Bayreuth wieder zugänglich. Der Titel der ersten Ausstellung ist mehrdeutig aber passend zur Situation: “Den Aufbruch spüren“.

Die Kulmbacher Künstlerin Cornelia Morsch nutzte die Zeit ohne Ausstellungsbetrieb zum vertieften Arbeiten. Es sind Variationen eines Themas entstanden, das sie im Laufe der letzten Jahrzehnte immer wieder aufgegriffen hat. Es ist der Moment vor dem Entstehen von Leben, der zündende Lebensfunke, verkörpert, verstofflicht in Pflanzensamen.

Gerade jetzt, wo die Gesellschaft wie paralysiert auf die Pandemie schaut und die Vergänglichkeit und die Angst vor dem Tod beherrschende Themen sind, ist für die Künstlerin das Gegengewicht, die Hinwendung zum Leben, wichtig.

Es sind großformatige, gegenständliche Zeichnungen von Pflanzen und Pflanzenteilen entstanden, aber keine „klassischen“ Blumenbilder. Von Blütenblättern sind nur Reste zu sehen.  Die Arbeiten zeigen prall mit Samen gefüllte Kapseln. Zum Teil sind die Samen noch verborgen, dann brechen sie heraus oder liegen schon offen da.  Es sind keine „botanischen“ Zeichnungen, da es nicht um das exakte Abbild von Pflanzen geht.

Zu sehen sind Samen und Samenkapseln, sinnliche, kraftvolle Hüter des Lebenskeims. Man scheint sie riechen, schmecken und fühlen zu können. Erlebbar wird verdichtete, energetische Stofflichkeit. Zelebriert werden verletzliche, zugleich vitale und dem Leben zugewandte ästhetische Variationen des Ausstellungsthemas „Den Aufbruch spüren“.

Die feinen Striche in den Zeichnungen von Cornelia Morsch stehen dicht nebeneinander, sind fließend oder rhythmisch verwoben. Es ist der silberne Graphit, der die Zeichnung bestimmt und der mit farbigem Stift ergänzt wird. In der aktuellen Ausstellung dominieren Rot- und Grüntöne die Farbpalette. Es entsteht eine genau abgestimmte Farbigkeit mit unzähligen Zwischentönen und Nuancen. Zwischenräume und Freiflächen stehen fein ausbalanciert im genau kalkulierten Spannungsverhältnis auf dem weißen Zeichenkarton.

Die eigentlich kleinen und unscheinbaren Motive aus der Natur werden zeichnerisch herausgehoben, stark vergrößert und bekommen so einen skulpturalen Charakter.

In diesen resonanzarmen Zeiten sind Arbeiten in künstlerisch-kreativer Versenkung entstanden, die in besonderer Weise einen Raum, hier das Kunstkabinett, zum Schwingen bringen und diese Schwingungen dem Betrachter in meditativer Tiefe vermitteln. 

Die akademische Malerin, so lautet die Berufsbezeichnung von Künstlerinnen, die an einer Hochschule studiert haben, hat ihr Staatsexamen an der Akademie der bildenden Künste Nürnberg gemacht und bei Prof. Voglsamer Freie Malerei und Prof. Dollhopf Kunsterziehung studiert. Seit 1998 zeichnet sie mit Aquarell, Tusche oder Stiften. Es ist immer der feine Strich, der sie nicht loslässt.

Eine ehemalige Professorin der Künstlerin, die frühere Dombaumeisterin zu Köln, Frau Prof. Schock-Werner, zeigte sich bei der Eröffnung einer Einzelausstellung 2018 in ihrer Laudatio beeindruckt davon, dass Cornelia Morsch schon in Akademiezeiten konsequent die Zeichnung favorisiert habe, „zu einer Zeit, in der nur die dicksten Pinsel und der Spachtel im Kunstbetrieb Verwendung fanden.“ Sie habe, führte Schock-Werner weiter aus, „ihren eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelt, mit höchster technischer und kompositorischer Präzision, ohne sich von den Modeströmungen im Kunstbetrieb in den letzten Jahrzehnten beeinflussen zu lassen.“ Dass sie diesen aber sehr genau wahrnimmt, zeigt sich in ihrem ehrenamtlichen Engagement im Kulturbereich der Region. Die Gründung eines Kunstvereins in Kulmbach im Jahr 2009 ist nur ein Beispiel ihrer Aktivitäten im Bereich Kunst. 

Bekannt ist Cornelia Morsch aber besonders durch ihre eigenen regelmäßigen Ausstellungen im Inn- und Ausland, in Bayreuth zum Beispiel in jüngerer Zeit mit einer Einzelausstellung in der Regierung von Oberfranken 2019 oder der regelmäßigen Teilnahme an den Sommerausstellungen des Kunstvereins Bayreuth in der Eremitage.

Die Künstlerin lebt seit vielen Jahren, unterbrochen von einem mehrjährigen Aufenthalt in Skandinavien, in Kulmbach. 

Zur Homepage von Cornelia Morsch

Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Kunstmuseums zu sehen. Allgemeine Öffnungszeiten: Di – So 10 – 17 Uhr. Unter welchen Bedingungen ein Besuch der Ausstellung möglich ist, erfahren Sie im Kunstmuseum Bayreuth. (Kontakt zum Kunstmuseum: Telefon 0921/76453-10, E-Mail info@kunstmuseum-bayreuth.de)